Der Beziehungsstatus im Fall von Suicide Squad: Kill the Justice League ist kompliziert. Dass der Entwickler Rocksteady Studios, dem wir einige der besten Comic-Versoftungen aller Zeiten zu verdanken haben, an einem Spiel arbeitet, welches diesmal den Schurken des DC-Universums eine große Bühne bereitet, ließ zunächst aufhorchen. Als dann aber bekannt wurde, dass es sich dabei um ein Service-Game mit Multiplayer-Fokus handelt, wich die Vorfreude großer Skepsis, welche die im Laufe der Zeit veröffentlichten Trailer nicht zu zerstreuen vermochten – ganz im Gegenteil.

Letztendlich arbeiteten die Rocksteady Studios ganze neun Jahre an dem Spiel, welches nun kürzlich auf den Markt kam. Dieser Umstand kann ebenso etwas Gutes verheißen, wie etwas Schlechtes bedeuten. Wir haben uns mit der Antiheldengruppe durch Metropolis gekämpft und können ruhigen Gewissens verkünden, dass Suicide Squad: Kill the Justice League bei weitem nicht die erwartete Katastrophe geworden ist, allerdings auch weit davon entfernt ist, ein gutes Spiel genannt werden zu können. Wie gesagt: Es ist kompliziert.

Nicht anders verhält es sich hinsichtlich der Story, die einerseits recht platt daherkommt, andererseits aber wohl auch die größte Stärke von Suicide Squad darstellt.

Schurken-Alien Brainiac hat es sich mit seinem gigantischen Raumschiff auf der Erde gemütlich gemacht und sich zwecks seiner Allmachtspläne kurzerhand die potenziell mächtigsten Feinde Untertan gemacht. Nach einer Gehirnwäsche stehen Green Lantern, Batman, Superman und bald auch The Flash auf der Gehaltsliste des Bösewichts. Lediglich Wonder Woman weilt noch auf der Seite der Guten und versucht nun verzweifelt, ihre alten Heldenkollegen wieder zu bekehren.

Ihr zur Seite, wenn auch mit etwas anders gearteten Absichten, steht dabei die Task Force X: Vier zu langen Haftstrafen verurteilte Villains, die mit einer Bombe im Hinterkopf gefügig gemacht wurden, um den Befehlen der von einer kompromisslosen Agentin namens Amanda Waller angeführten Organisation A.R.G.U.S. Folge zu leisten. Die Aufgabe für Captain Boomerang, Deadshot, Harley Quinn und King Shark ist klar: Tötet die Justice League und rettet die Welt.

Viel Geplänkel gibt es dabei nicht. Das Spiel wirft uns direkt in ein Metropolis, welches schon Längst unter der Fuchtel von Brainiac steht. Die Zivilbevölkerung wurde entweder bereits verschleppt, um in willenlose Sklaven verwandelt zu werden, oder versteckt sich irgendwo so gut, dass wir von Lois Lane einmal angesehen keinen Zivilisten zu Gesicht bekommen. Wir teilen uns Metropolis ausschließlich mit den Helden und Schurken, A.R.G.U.S.-Mitgliedern und einer schier endlosen Zahl uns feindlich gesinnter Aliens.

So dramatisch das alles klingt, schlägt Suicide Squad einen Tonfall an, der zwischen albern und rotzfrech mäandert.

Wer die Comicvorlage oder auch deren zweite Leinwandadaption mochte, wird sich hier über weite Strecken sehr gut unterhalten fühlen. Fans der gefallenen Helden seien ob des anarchischen Humors jedoch ausdrücklich gewarnt, denn die Suicide Squad geht nicht gerade zimperlich zur Sache und nimmt ihre Aufgabe durchaus ernst, während Batman und Co. als mordende Bestien inszeniert werden.

Erzählt wird die Story in äußerst sehenswerten Zwischensequenzen, die durch einen cineastischen Schnitt, gute Darsteller und einer auch im deutschen hochprofessionellen Vertonung glänzen. Auch gefallen hier die hochwertig modellierten Charaktermodelle mit ausdrucksstarker Mimik und detailverliebter Ausrüstung. Großes Kino, keine Frage – spielerisch kann Kill the Justice League dieses Niveau jedoch leider nicht halten.

Im Spiel dürfen wir uns in der Third-Person-Perspektive frei durch ein überschaubar großes Metropolis bewegen. Von einer Open-World mögen wir dabei aber nicht sprechen, da die Stadt selbst kaum mehr zu bieten hat, außer als Kulisse zu fungieren, die es auf dem Weg zur nächsten Aufgabe zu durchqueren gilt. Zwar gibt es hier und da ein paar Riddler-Rätsel zu lösen, da es dabei jedoch stets damit getan ist, einen bestimmten Ort zu finden, sind diese nicht wirklich der Rede wert. Hier deutet sich bereits der Qualitätsverlust mit Blick auf die teils genial designten Kopfnüsse aus den guten alten Arkham-Tagen an, und dabei soll es leider nicht bleiben.

Kürzen wir es an dieser Stelle einmal etwas ab: Das Missionsdesign ist so grauenhaft generisch und uninspiriert, dass sämtliche guten Ansätze des Spiels auf lange Sicht daran zerbrechen.

Dabei fängt es eigentlich ganz gut an: Wir lernen, dass jede der Figuren zwei Schusswaffen bei sich trägt, wobei sich jeder der Antihelden auf spezielle Waffengattungen festgelegt hat, dass wir Feinde mit einem Nahkampfangriff für kritische Treffer anfällig machen und sogar mit einem gut getimten Schuss kontern können. Dazu verfügen wir über ein Bewegungsrepertoire welches die Vertikale mit einbezieht.

Während Shark sich etwa mit purer Körperkraft wie der Hulk in die Luft befördert, düst Deadshot mit einem klapprigen Jetpack umher und Harley schwingt dank einer entwendeten Batdrohne fast schon wie Spider Man durch die Gegend. Das alles klappt nach einer gewissen Eingewöhnungszeit recht gut, lediglich mit Captain Boomerangs aufgesetzt wirkenden Speed-Force-Kräften konnten wir uns nie so recht anfreunden.

Ansonsten spielen sich die Figuren grundsätzlich gleich, so dass es von den verwendeten Waffen einmal abgesehen im Kampfgetümmel kaum einen Unterschied gemacht hat, mit wem wir da gerade den immer gleichen Aliens auf den Pelz rücken. Das hat den Vor- und auch den Nachteil, dass man sich nicht auf einen Favoriten festlegt, denn aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte jemand die blöde Idee, dass alle Figuren separat gelevelt werden müssen.