Soll heißen: Erfahrungspunkte gibt es am Ende der Mission nur für den Charakter, mit dem ihr diese absolviert habt. Wenn ihr also nicht regelmäßig durchwechselt, geraten vernachlässigte Task-Force-X-Mitglieder schnell ins Hintertreffen. Suboptimal ist ferner, dass wir nicht entscheiden können, in welchen der drei Talentbäume wir unsere Punkte investieren. Im Zuge eines Levelaufstieges wird nämlich nach einen für uns nicht ersichtlichen Prinzip festgelegt, wo der Punkt hinzugehen hat.

Um die Sache noch einen Schwung unmotivierender zu gestalten, verliert sich die Progression in verkopften Zahlenspielchen, wie etwa „20 Prozent mehr Schaden mit Sturmgewehren, wenn der Combo-Zähler bei zehn steht“. Tatsächlich haben wir es unter diesen Bedingungen rasch aufgegeben, auf ein bestimmtes Build hinzuarbeiten, und die Punkte am Ende einfach nur noch blind investiert. Irgendein Prozentzähler geht ja eh immer nach oben.

Zunächst hatten wir viel Spaß mit dem Kampfsystem von Suicide Squad: Kill the Justice League.

Mit Deadshots etwas unbeholfener Art umherzufliegen, und die Gegner aus allem möglichen Winkeln aufs Korn zu nehmen, macht nicht zuletzt dank der druckvollen Waffen ordentlich Laune. Mit zunehmendem Gegneraufkommen und immer mehr Einblendungen bei Aktivierung unserer Spezialfertigkeiten – die wir im Talentbaum wohl irgendwann freigeschaltet hatten – wird das Getümmel aber zusehends unübersichtlich und chaotisch – dass die Gegner ins Feld spawnen und uns gerne mal von allen Seiten beschießen, macht die Sache nicht wirklich besser.

Mit Online-Kumpels an der Seite lässt es sich natürlich deutlich effektiver kämpfen, als mit der KI, da sich die Aufgaben jedoch andauernd wiederholen, wird auch das alsbald langweilig. Letztendlich gilt es stets, eine bestimmte Zahl an Aliens abzuknallen, um zum Ziel zu kommen. Dies wird lediglich dadurch variiert, dass mal ein Van beschützen werden will, mal einige Stellungen ausgeschaltet oder ein paar Soldaten gerettet werden sollen.

Faktisch handelt es sich selbst bei den Storymissionen der Kampagne – von einigen ganz wenigen Lichtblicken einmal abgesehen – stets um Spielarten klassischer Online-Modi, wie man sie aus PvP-Shootern schon seit vielen Jahren kennt. Da verliert man schnell die Lust auf die Nebenmissionen, die uns neben XP-Punkten auch allerlei Ressourcen einbringen, die wir in den Waffenbau investieren können.

Suicide Squad: Kill the Justice League ist nämlich auch ein Loot-Shooter, der die Spieler mit immer neuen und besseren Waffen bei der Stange halten will. Dazu kommen noch diverse Schildmods und Elementarfertigkeiten und fertig ist die Suchtspirale – wenn das Ganze denn motivierend wäre. Ist es mit Blick auf das ermüdend repetitive Missionsdesign aber nicht, welchem zum Ende hin mit einem kuriosen Storykniff sogar noch die Krone aufgesetzt wird.

Habt ihr es nämlich endlich geschafft, Brainiac zu stellen, erfahrt ihr, dass es ganze 13 Inkarnationen über diverse Parallelwelten verteilt zu erledigen gilt, um die Erde wirklich zu retten. Um Zugang zu diesen Anderwelten zu bekommen, müssen wir jedoch erst eine gewisse Menge einer weiteren Ressource sammeln – und jetzt ratet mal wie? Richtig: Indem wir wieder und wieder und wieder die gleichen Missionen spielen. An diesem Punkt waren dann auch wir raus.

Das ist schade, denn im Kern hat Suicide Squad: Kill the Justice League durchaus so einiges zu bieten. Nachdem wir das Spiel auf leicht gestellt und damit den leidigen Service-Game-Aspekt mit all seinen Gameplay- und Loot-Endlosschleifen ausgehebelt hatten, konnten wir das Spiel ganz ohne nervige Nebenmissionen auf eine Art genießen, wie sie ursprünglich womöglich mal angedacht war, bevor irgendwelche Leute aus der Finanzabteilung bestimmt haben, was modere Gamer angeblich mögen.

Kurioserweise funktioniert Suicide Squad: Kill the Justice League von daher umso besser, je weniger man sich drauf einlässt.

Abschließend noch ein paar Worte zur Technik: Das Spiel kommt grundsätzlich sehr poliert daher. Ab und an wurde mal eine Waffe in den Händen unserer Antihelden unsichtbar und hier und da fror Levelinventar auch mal in der Luft ein, ansonsten hatten wir im Zuge unserer Testsession keine Bugs zu beklagen. Im direkten Konsolenvergleich fällt auf, dass der Xbox Series X eine etwas höhere Auflösung im Vergleich zur PS5 zuteilwurde. Verschiedene Grafikoptionen gibt es nicht, beide Konsolen halten die angepeilten 60 Bilder pro Sekunden nahezu immer sauber.

Fazit:

Beziehungsstatus: Kompliziert – Wir möchten Suicide Squad: Kill the Justice League ob seines anarchischen Humors und der erfrischenden Grundprämisse wirklich, wirklich mögen, das repetitive und hoffnungslos uninspirierte Missionsdesign macht es uns jedoch verdammt schwer. Die aufgeplanzten Grind- und Loot-Mechaniken wollen auf derart kargem Boden einfach nicht gedeihen, und sind von daher eher Stolpersteine für das im Kern recht gut funktionierende Gameplay.

Wenn ihr also nicht unendlich Zeit habt, um immer wieder die gleichen langweiligen Gegner aus dem Bild zu fegen und damit irgendwelche Missionsziele zu erledigen, die egaler kaum sein könnten, stellt das Spiel einfach mal auf leicht, widmet euch ausschließlich der Story und umgeht damit die nervigsten Aspekte. Dann nämlich schimmert durch, was Suicide Squad: Kill the Justice League eigentlich nur hätte sein müssen: Ein rotzfrecher Antihelden-Shooter mit großer Bewegungsfreiheit und amüsanten Hauptdarstellern.

Suicide Squad: Kill the Justice League ist für PlayStation 5, Xbox Series und Microsoft Windows erhältlich.