Sonos Ace Premium-Kopfhörer im Test
Gerüchte, dass Sonos einen ersten eigenen Over-Ear-Kopfhörer auf den Markt bringen möchte, gab es schon lange. Und wie sich mit dem schlicht ‚Ace‘ getauften Gerät nun zeigt, springt der Multiroom-Experte mit großem Selbstbewusstsein kopfüber in den Pool der Hersteller für Premium-Kopfhörer, in dem Größen wie Sony, Bose, Apple oder B&W unlängst ihre Bahnen ziehen.
Um in diesem hart umkämpften Segment eine Duftmarke zu setzen, macht Sonos vom Start weg keine halben Sachen und vergoldet direkt den Namen seines ersten Kopfhörers mit einem ausgerufenem Preis von stolzen 500 Euro. Da dürften die meisten Gelegenheitsmusikliebhaber schlucken, als Sonos-Enthusiast ist man hohe Preise für hohe Qualität jedoch gewohnt – ähnlich geht es Apple-Jüngern, die für ihre AirPods Max ja sogar bereit sind, noch mehr zu zahlen.
Doch dies nehmen wir schon mal vorweg: Eben jene treue Stammkundschaft lässt Sonos bei der Konzeption des Ace überraschenderweise etwas im Regen stehen. Denn entgegen der allgemeinen Erwartung hinsichtlich Sonos‘ diesbezüglicher Marktführerposition, lässt sich der Kopfhörer nicht in ein bestehendes WLAN-Speaker-Setup in den heimischen vier oder auch acht, zwölf oder sechszehn Wänden eingliedern, kommuniziert er doch lediglich über Bluetooth.
Zwar steht mit dem cleveren TV Audio Swap eine Funktion zur Verfügung, die den Ace zumindest mit Soundbars aus gleichem Hause kompatibel macht (mehr dazu später), ansonsten – und das sollte man vor dem Kauf eines derart hochpreisigen Gerätes wissen – ist der Ace am Ende ein Kopfhörer, der für sich steht, dafür dann aber auch mit so ziemlich allen Schikanen auftrumpft, die man von einem Premiumprodukt in diesem Segment erwarten kann.
Edles Teil
Das fängt natürlich mit der Verarbeitung an, die Sonos unserer Meinung nach hervorragend gelungen ist. In Sachen Design haben sich die Macher bei der Konkurrenz die richtigen Dinge abgeguckt und präsentieren quasi eine Art ‚Best-of‘ in Sachen Bauform und Handhabung.
Der hochwertige (recycelte) Kunststoff an den Außenseiten der erstaunlich flachen Hörmuscheln und auf dem Kopfbügel fühlt sich angenehm samtig und gleichzeitig robust an. Die Größe lässt sich über ein stufenlos einstellbares Edelstahlband einstellen, was dem stilvoll zurückhaltenden Design eine äußerst elegante Note verleiht. Bei den weißen Ace heben sich zudem die Außenmikrofone als Chrom-Elemente ab, die bei der schwarzen Farbgebung etwas weniger auffallen – hier entscheidet der persönliche Geschmack.
Sowohl die Ohrmuscheln als auch der Kopfbügel sind mit Schaum gepolstert, der mit einem weichen Lederimitat überzogen ist und für einen äußerst angenehmen Sitz sorgt, der den Sweetspot zwischen Anpressdruck und Abdichtung an den Ohren sehr gut trifft. Die Kehrseite ist, dass der Ace gerne mal vom Kopf rutscht, wenn man einen eiligen Schritt anschlägt. Für Sport ist er damit definitiv nicht geeignet.
Dafür fühlt sich der Ace selbst mit Brille noch gut auf unseren Ohren an. Wenn es draußen etwas Wärmer wird, kann es unter den Polstern allerdings schon mal etwas schwitzig werden. Sehr begrüßenswert finden wir, dass man diese dank der zuverlässigen und erstaunlich präzisen magnetischen Befestigung ganz einfach austauschen kann. Auch schön: Die Seiten der Ohrmuscheln sind innen farbcodiert, so dass man auf einen Blick sieht, wo links und rechts sind.
Zubehör und Akkulaufzeit
Dem Lieferumfang liegt ein Case aus einem umweltbewussten Filzmaterial bei, welches dem Konzept entsprechend mit gerade einmal fünf cm Höhe ebenfalls sehr flach ausfällt. Da man den Ace aber nicht einklappen kann, ist es dennoch relativ groß geraten und für kleine Handtaschen damit eher ungeeignet. In dem Case wird zudem eine kleine Box ebenfalls mit einem Magneten an Ort und Stelle gehalten, in welcher die mitgelieferten Kabel Platz finden.
Derer sind es ein USB-C-zu-USB-C- sowie ein USB-C-zu-3,5-mm-Kabel. Ersteres dient natürlich zum Laden, kann aber auch zur kabelgebundenen Musikübertragung genutzt werden. Das Klinkenkabel hingegen mag manch einer als nicht mehr zeitgemäß empfinden, wir persönlich sind und bleiben Fans davon, diese Option zumindest anzubieten. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass der Ace auch über Kabel Strom benötigt – einfach via Klinke weiterhören, wenn der Akku alle ist, geht also nicht.
Aber in diese Verlegenheit sollte man ob einer Laufzeit von rund 30 bis 35 Stunden ohnehin nicht kommen. Zudem ist der Ace in gerade einmal drei Stunden wieder voll, im Notfall lässt sich sogar binnen weniger Minuten Saft für mehrere Stunden in das Gerät pumpen – so geht modernes Akkumanagement!
Haptische Bedienung
Auch in Sachen Bedienung kommt Sonos der späte Markteinstieg zugute, denn so konnte man von der Konkurrenz lernen, dass Touchfelder im Bereich der Over-Ear-Kopfhörer beim Bedienkomfort keinen Stich gegen haptische Tasten machen. Jener bedarf es beim Ace nur einiger weniger.
Auf der linken Seite befindet sich im unteren Bereich neben der USB-C-Ladebuchse eine Taste zum Ein- und Ausschalten und um den Pairing-Modus zu aktivieren. An der hinteren Seite der rechten Ohrschale lässt sich zudem gut ein Multifunktionsschalter ertasten, darunter wechselt man mit einem kreisrunden Knopf zwischen ANC- und Aware-Modus.
So ziemlich alle relevanten Alltags-Funktionen entfallen damit auf den in Chrom abgesetzten Multischalter, den man nicht nur drücken, sondern federnd gelagert auch nach oben und unten schieben kann. Auf diese Art lässt sich damit die Lautstärke regeln, die Musik pausieren und skippen sowie ein Anruf annehmen. Welche Funktion durch mehrmaliges Drücken aktiviert wird, lässt sich via App konfigurieren – zumindest wenn diese nicht gerade zickt, aber dazu kommen wir noch.
Auch an eine Trageerkennung hat Sonos gedacht, welche die Audiowiedergabe automatisch stoppt, wenn wir den Kopfhörer abnehmen. Ferner kann man dank der verbauten Sensoren Anrufe direkt annehmen, indem man den Ace aufsetzt. Ebenfalls mit an Bord ist das sogenannte Bluetooth Multipoint, mittels dem sich der Ace mit gleich zwei Geräten koppeln lässt, um quasi ‚on the fly‘ jederzeit nahtlos zwischen ihnen zu wechseln.