Nintendos Maskottchen ist wahrlich ein Tausendsassa. Nicht nur hat es sich bislang in unzähligen Jump 'n' Runs verdingt, es ist bekanntermaßen von Golf bis zum Kartfahren auch in diversen Sportarten bewandert und inzwischen sogar ein Leinwandheld. Fast schon nebenher, hat sich der gute alte Mario außerdem ein Standbein als Rollenspiel-Held aufgebaut. Seine ersten Gehversuche in diesem Genre konnten wir erst kürzlich mit dem Remake des Super Nintendo-Klassikers „Super Mario RPG“ auf der Switch nachholen.

Das Spiel legte seinerzeit aber lediglich das Fundament für die inzwischen sechs Titel umfassende Paper Mario-Reihe. Innerhalb dieser gilt der zweite Teil, Paper Mario: Die Legende vom Äonentor, als bester Vertreter seiner Art, mit Blick auf den Gamecube als Ursprungsplattform erhielt das Spiel von der breiten Öffentlichkeit jedoch nie die Aufmerksamkeit, die es eigentlich verdient hätte.

Das dürfte sich mit der jüngst erschienenen Neuauflage für die ungleich erfolgreichere Switch allerdings ändern. Im Zuge dieser, soviel sei bereits verraten, haben Nintendo und das ausführende Studio Intelligent Systems nämlich an genau den richtigen Schrauben gedreht, um den Klassiker fit für die Neuzeit zu machen, ohne dabei den Charme des Originals einzubüßen.

Schatzsuche in Rohlingen

Zu Beginn des Spiels schickt uns Prinzessin Peach eine mysteriöse Schatzkarte, die sie auf dem Marktplatz einer Hafenstadt namens Rohlingen erworben hat. Sie lädt den Klempner im Zuge dessen zu einer Schatzsuche ein, die Mario jedoch ohne seine Freundin antreten muss. Kaum in Rohlingen angekommen muss dieser nämlich feststellen, dass die Prinzessin spurlos verschwunden ist.

Mit der Karte als Anhaltspunkt und einer eifrigen Gumba-Studentin als neue Kumpanin erfährt Mario schließlich von der Legende eines gewaltigen Schatzes, der unter der Stadt verborgen sein soll. Um diesen zu heben, muss man allerdings erst das sogenannte Äonentor passieren, wozu es wiederum sieben magischer Sternjuwelen bedarf. Praktischerweise weist besagte Karte den Weg zu den Gemmen und so macht sich Mario in Ermangelung an Alternativen und der Hoffnung, auf diese Art Peach zu finden, auf die Suche.

Mit Rohlingen als Hub-Bereich, in den wir immer wieder zurückkehren, führt ihn diese in eine Reihe kurioser Welten und Orte, die alle mit einer eigenen kleinen Gesichte aufwarten. So versuchen wir im gruseligen Düsterdorf herauszufinden, weshalb die Einwohner bei jedem Glockenschlag in Schweine verwandelt werden, kommen einem finsteren Komplott bei einem Kampfsportturnier auf die Spur oder müssen einen Aufstand der putzigen Bubas gegen fiesen Insekten anführen.

Dazu werden die spielerischen Grundpfeiler des Kämpfens und der Erkundung immer wieder um kleinere Rätsel und neue Gameplay-Kniffe ergänzt. Zwar ist die Welt in Paper Mario: Die Legende vom Äonentor in 3D aufgebaut, da wir selbst, wie alle anderen Figuren im Spiel auch, jedoch als zweidimensionales Blatt Papier dargestellt werden, können wir uns an vorgegeben Stellen etwa zum Papierflieger falten, um Abgründe zu überwinden, oder uns um 90 Grad drehen, um durch enge Passagen zu schlüpfen.

Das Crafting-Thema zieht sich auch durch die Gestaltung der Szenarien, wenn sich etwa gebastelte Bäume vor unseren Augen wie in einem Pop-up-Buch entfalten oder wir lose Papierfetzen davonblasen, um dahinter versteckte Passagen zu offenbaren. Zwar wird der Look nicht so offensiv zelebriert wie etwa in den letzten Yoshi-Spielen, dennoch hat man stets den Eindruck, ein detailverliebtes Diorama zu durchwandern – ein Eindruck, der durch die übersichtlich großen Abschnitte noch verstärkt wird, die durch kurze Ladezeiten miteinander verbunden sind.

Treffen wir außerhalb der Ortschaften auf Gegner, wechselt Paper Mario: Die Legende vom Äonentor komplett das Szenario, so dass wir uns plötzlich auf einer Theaterbühne wiederfinden. Auf dieser stehen wir einer wechselnden Anzahl von Feinen gegenüber, wir selbst treten stets im Zweierteam an.

Die Gefechte laufen rundenbasiert ab.

Sind wir an der Reihe, können wir mit Papier-Mario aus einer wachsenden Auswahl an Angriffen wählen, die sich in Sprung- und Hammer-Attacken unterteilen. Handelt es sich nicht gerade um den Standardangriff, kosten die mächtigeren Attacken – mit denen man beispielsweise alle Gegner auf einmal oder Feinde weiter hinten treffen kann – Blumenpunkte, die im Prinzip das klassische Mana ersetzten und durch den Einsatz von Items oder an Rastpunkten aufgefüllt werden können.

Unsere insgesamt sieben Kumpane, die sich im Laufe des Spiels der Gruppe anschließen, verfügen indes über ein eingeschränkteres Aktionsrepertoire, welches sich durch das Aufwerten der jeweiligen Figur später aber erweitern lässt. Von daher ist es im Zuge der Kämpfe mitunter nötig, seine Gefährten durchzuwechseln, da Koopio mit seinem Panzerangriff beispielsweise keine fliegenden Feinde erreichen kann, Gumbrina hingegen mit ihrem Kopfstoß nichts gegen Gegner mit Stacheln auszurichten vermag.

Richtet das Feindespack seine Angriffe schließlich gegen uns, können wir mit dem richtigen Timing Blocken und den Schaden halbieren. Wer mutig ist, versucht sich hingegen an einem Konter, der bei Gelingen sogar Schaden reflektiert – das Zeitfenster ist jedoch nur wenige Frames eng.

Nun ist es mit dem Auslösen einer Attacke in Paper Mario nicht getan. Stattdessen sind wir stets mit den sogenannten Action-Kommandos – gemeint sind je nach Angriffsart wechselnde Quick-Time-Events – gefordert, den Angriff zu verstärken oder gar überhaupt erst treffen zu lassen. Während wir also im Falle von Marios Hammerattacke den linken Stick einfach nur rechtzeitig loslassen müssen, gelingt Aeronas Body Slam erst, wenn wir einen Marker rechtzeitig in ein Fadenkreuz lenken.

Mit jedem gefundenen Sternenjuwel erhalten wir außerdem eine neue Kampfoption, dank der wir ein mächtiges Erdbeben auslösen oder unsere Energievorräte auffüllen können. Der Einsatz dieser Fähigkeiten kostet allerdings Sternenenergie.