Die meisten Gamer dürften in Verbindung mit dem Entwicklerstudio Don’t Not wohl vor allem an das episodische Coming-of-Age-Adventure Life ist Strange denken. Dass sich die Spielemacher aus Frankreich jedoch auch auf erzählerisch starke 3D-Action-Rollenspiele verstehen, bewiesen sie einige Jahre später mit dem gelungenen Vampyr. Nun steht mit Banishers: Ghosts of New Eden das nächste große Projekt in den Startlöchern, welches zwar den düsteren Grundton beibehält, sich spielerisch jedoch in die Gefilde eines God of War wagt.

In dem Action-Adventure begleiten wir aus der Third-Person-Perspektive das Dämonenjägerpaar Antea und Red, die in einer alternativen Version des Jahres 1695 einem Hilferuf eines gemeinsamen Freundes ins neue Land folgen. Kaum in Amerika angekommen, wird den professionellen „Verbannern“ klar, dass in der New Eden getauften Siedlung dunkle Mächte am Werk sind. Nicht nur streifen überall Schemen genannte Geister umher, auch werden die Siedler von Alpträumen geplagt und allmählich in den Wahnsinn getrieben.

Wie sie außerdem feststellen müssen, weilt der Geistliche, der ihnen den Brief nach London schrieb, nicht mehr unter den Lebenden. Job ist aber nun mal Job, und so stellen sich die aus Kuba stammende Antea Duarte und ihr schottischer Lehrling und Geliebter Red mac Raith der Aufgabe, dem Fluch den Garaus zu machen – gegen Bezahlung versteht sich.

Doch ihr Gegner erweist sich mächtiger als angenommen: Antea stirbt bei dem Versuch, Red zu retten, während er im Kampf mit dem Geist von einer Klippe herab ins Meer stürzt. Der ehemalige Soldat überlebt und erwacht im Beisein einer mysteriösen Frau, die ihn aus dem Wasser gefischt hat, in einer Höhle. Doch die Trauer um seine verlorene Liebe wähnt nicht lang. Schon kurz darauf manifestiert sich Antea als Geist, der sich seiner misslichen Lage sehr wohl bewusst ist.

Das Paar beschließt, sich auf den beschwerlichen Weg zurück nach New Eden zu machen, um Anteas Körper aus den Klauen des Dämons zu befreien. Zuvor geben sie sich jedoch ein folgenschweres Versprechen, welches nicht nur ihr eigenes, sondern auch das Schicksal der Siedler besiegelt.

Leben oder Tod: Wir haben die Wahl!

Banishers: Ghosts of New Eden überlasst die Entscheidung uns, ob das übergeordnete Ziel sein soll, Anteas Geist von seinen weltlichen Fesseln zu befreien und aufsteigen zu lassen, oder aber, ob das Paar den Versuch wagt, Anteas Körper mit einem Ritual wiederzubeleben. Letzteres erfordert jedoch sogenannte Essenzen, die nur dadurch geerntet werden können, dass Red lebendige Menschen verbannt – was nichts anderes bedeutet, als dass er ihnen das Leben nimmt.

Bevor es dazu aber überhaupt erst kommen kann, gilt es im Zuge sogenannter Spukermittlungen in detektivischer Kleinarbeit den oft sehr persönlichen Gründen auf die Spur zu kommen, weshalb eine Person von einem Geist heimgesucht wird. Mal haben wir es mit einem Vater zu tun, der seinen Sohn vor einem bösartigen Bruder beschützen will, mal mit einem brutalen Ehemann, der von seiner Frau und ihrem Liebhaber umgebracht wurde.

Im Laufe des Spieles bekommen wir es aber auch mit komplexeren Fällen zu tun, wenn sich im Zuge einer dilettantisch ausgeführten Beschwörung etwa mehrere Seelen in nur einem Körper tummeln. Am Ende steht jedoch stets die Entscheidung, ob wir den Geist zu einem Dasein in einer trostlosen Parallelwelt verdammen, oder ihn aufsteigen lassen und die verlorene Seele in einem Akt der Gnade von ihren Qualen befreien. In beiden Fällen führt dies zu dem Ende, dass auch Antea schlussendlich wird aufsteigen können. Alternativ können wir aber auch die involvierten lebendigen Menschen ob derer Grausamkeiten schuldig sprechen und verbannen, um Antea am Ende ins Leben zurückzuholen.

Ihr seht schon: Banishers konfrontiert einen immer wieder mit schwierigen Entscheidungen und der Frage, wie sehr man sein eigenes Wohl über jenes der anderen stellen darf – insbesondere dann, wenn man Antea wiederzubeleben versucht. Unsere Taten bestimmen dabei nicht nur das weitere Schicksal der betroffenen Siedler, sie führen uns auch zu einem von fünf möglichen Enden – der oft zitierte Wiederspielwert ist hier also durchaus gegeben.

Generell geizt Banishers: Ghosts of New Eden nicht mit Inhalt.

Jagt man konsequent dem Hauptquestmarker nach, wird man den Abspann nach gut 20 Stunden zu Gesicht bekommen. Die Spielzeit lässt sich jedoch mindestens verdoppeln, wenn man sich den Nebenquests widmet, den vielen optionalen Spukermittlungen nachgeht, Hinweisen nach wertvollen Schätzen folgt oder sich speziellen Kampfherausforderungen stellt, um die Werte der beiden Spielfiguren zu verbessern.