Wer gerne Dokumentarfilme schaut, die sich zudem um Mensch und Tier drehen, dann sollte der Blick auf „Wir und das Tier - Ein Schlachthausmelodram“ gehen. Denn dieser Dokumentarfilm wirft einen ungeschönten Blick auf die blutige Realität der Fleischproduktion und den gesellschaftlichen Zwiespalt, der mit dem Fleischkonsum einhergeht.

Eine Dokumentation, die genau den Nerv der Zeit trifft, wo man sich immer stärker mit den Themen Tierwohl, Massentierhaltung und Fleischkonsum auseinandersetzt. „Wir und das Tier - Ein Schlachthausmelodram“ stellt die komplexe Frage in den Mittelpunkt, wie Menschen gleichzeitig Tiere lieben und respektieren können, während sie diese auch töten und verzehren.

Kritische Auseinandersetzung ohne Moralkeule

Um diese Frage zu erörtern, porträtiert Spaeth verschiedene Personen und ihre Geschichten, die direkt oder indirekt in den Schlachtprozess involviert sind. Jürgen, ein erfahrener Schlachtermeister, lehrt seine Lehrlinge nicht nur die technischen Fähigkeiten, sondern auch eine ethische Haltung gegenüber den Tieren. Zwei Freundinnen wagen es, ihre Komfortzone zu verlassen und nehmen an einem Schlachtkurs teil, um die Realitäten des Fleischkonsums besser zu verstehen.

Parallel dazu wird in Norwegen an der Entwicklung eines Schlachtroboters gearbeitet, der möglicherweise die Zukunft der Fleischproduktion revolutionieren könnte. In einem anderen Teil der Welt sieht sich Ionel täglich der Routine gegenüber, in einem Schlachthof Tiere am Fließband zu töten. „Wir und das Tier“ stellt diese unterschiedlichen Szenarien dar, ohne dabei moralisierend zu wirken, sondern lädt die Zuschauerinnen und Zuschauer ein, über ein tiefgreifendes und oft verdrängtes Thema nachzudenken.

Von Liebe und Tod

Und so wird die Ambivalenz zwischen dem Töten von Tieren und dem gleichzeitigen Wunsch, Tiere zu lieben und zu schützen, eindrücklich thematisiert. Während der eineinhalb Stunden Laufzeit werden hierbei teilweise auch schwer verdauliche Bilder gezeigt. Doch Spaeth vermeidet es, in Klischees oder reißerische Darstellungen abzugleiten. Stattdessen werden die Szenen durch die philosophischen und ethischen Überlegungen der Beteiligten ergänzt, die diese in einen größeren Kontext stellen.

Auch das Thema Massentierhaltung bekommt hier seinen Platz. Ein überaus Wichtiges, denn die verursachten Probleme bei der Massentierhaltung sind vielfältig, darunter Umweltzerstörung, hohe Treibhausgasemissionen und mangelnde Berücksichtigung von Tierschutzstandards. Wenn man etwas an „Wir und das Tier“ kritisieren möchte, dann, dass die politische und ökologische Dimension des Themas tiefgreifender hätten beleuchtet werden müssen.

Davon abgesehen ist „Wir und das Tier“ ein faszinierender als auch kritischer Dokumentarfilm über ein Thema, dass uns alle betrifft und mit dem sich jeder auseinandersetzen sollte.

Wir und das Tier - Ein Schlachthausmelodram (Tiberius Film) – VÖ: ‎ 04. April 2024