Wer so tapfer ist, in Deutschland mit der Bahn zu reisen, der kommt um den DB Navigator auf dem Smartphone kaum herum. Entsprechend viele Menschen haben die App installiert und profitieren auf dieser von jederzeit abrufbaren Fahrtzeiten und dem integrierten Ticketverkauf. Insbesondere letzterer ist mit Blick auf die aktuelle Praxis manch einem jedoch ein Dorn im Auge.

So zum Beispiel dem jungen Zug-Start-up European Sleeper (ES), einem Anbieter von Nachtzugverbindungen über Ländergrenzen. Dort wurde nun nämlich die öffentliche Forderung laut, die Deutsche Bahn solle ihren Navigator für den Verkauf von Tickets auch von konkurrierenden Unternehmen öffnen.

Bislang beschränkt sich die App nämlich darauf, lediglich Verbindungen anderer Anbieter anzuzeigen, wozu die Deutsche Bahn gesetzlich übrigens auch verpflichtet ist. Eine Pflicht seitens des Gesetzgebers, dort auch über die Ticketpreise anderer Unternehmen zu informieren oder deren Fahrkarten zu verkaufen gibt es jedoch nicht – und von daher auch keine entsprechende Option in der App.

Da die Deutsche Bahn sich bisher geweigert hat, eine entsprechende Vertriebskooperation einzugehen, plant European Sleeper nun, sich in dieser Angelegenheit an das Bundeskartellamt zu wenden.

DB will nicht mitmachen

„Es wäre überhaupt kein technischer Aufwand, auch unsere Fahrten auf den digitalen Plattformen der Bahn anzubieten“, erklärt Elmer van Buuren, Mitgründer von ES, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Vonseiten der Bahn heißt es in dieser Angelegenheit jedoch bloß, dass eine solche Kooperation derzeit nicht geplant sei.

Die diesbezüglich ablehnende Haltung der Deutschen Bahn stellt van Buuren zufolge allerdings eine langfristige Bedrohung für das Fortbestehen des jungen Unternehmens dar, da jede Verkaufsmöglichkeit für das Überleben notwendig sei.

Die Diskussion um die Öffnung des DB Navigators für den Ticketverkauf von Wettbewerbern wirft nun einige Fragen auf, insbesondere da die Deutsche Bahn als staatliches Unternehmen einen wesentlichen Einfluss auf den Zugang zu Vertriebskanälen hat. Eine ähnliche Argumentation führt auch der Konkurrent Flix mit seinen Fernbussen und Zügen schon seit längerem an.

Eine Integration aller Ticketverkäufe in einer App könnte für Kunden erhebliche Vorteile bringen, indem es die Suche und den Vergleich von Preisen sowie den Kauf von Tickets vereinfacht. Ob eine solche Öffnung des DB Navigators realisiert wird, bleibt jedoch ungewiss.