In deutschen Städten, wo der Straßenverkehr oft dicht und das Vorankommen mühsam ist, könnte eine Innovation in der Verkehrssteuerung bald für erhebliche Entlastung sorgen. Der Schlüssel dazu liegt in der Neugestaltung der Ampelfunktionen, die über das traditionelle Rot-Gelb-Grün hinausgehen. Ein interessanter Testlauf in Essenbach, Niederbayern, gibt Einblick in das, was möglicherweise die Zukunft der städtischen Mobilität darstellt.

Traditionell sind Ampelsysteme für ihre festgelegten Schaltzeiten bekannt, doch in Wirklichkeit bieten viele bereits jetzt weit mehr Flexibilität. Durch den Einsatz von Sensoren, Kameras und Induktionsschleifen kann das aktuelle Verkehrsaufkommen erfasst und die Signalgebung entsprechend angepasst werden. Das Pilotprojekt in Essenbach geht jedoch noch einen Schritt weiter und integriert fortschrittliche Technologien, um den Verkehrsfluss und die Sicherheit an Kreuzungen zu verbessern.

Etliche innovative Funktionen

Eine der innovativen Funktionen ist die Blaulichtpriorisierung. Diese ermöglicht es Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr, bei Notfällen eine sofortige Grünphase zu aktivieren, was nicht nur den Rettern zugutekommt, sondern auch anderen Verkehrsteilnehmern erlaubt, die Kreuzung sicher zu räumen. Eine weitere Sicherheitsmaßnahme stellt der Kollisionswarner dar.

Mithilfe künstlicher Intelligenz gesteuert, aktiviert sich dieses System nur bei drohenden Kollisionen und signalisiert mittels eines orangen Blinklichts die Gefahr, ohne dabei einen Gewöhnungseffekt zu erzeugen. Für den Radverkehr bringt das Projekt ebenfalls entscheidende Verbesserungen. Durch einen Radarsensor, der die Geschwindigkeit von Radfahrern erfasst, können diese eine Empfehlung erhalten, wie sie ihre Geschwindigkeit anpassen müssen, um die Ampel bei Grün zu erreichen.

Auch Vorteile für Fußgänger

Eine Erweiterung dieser Technologie ist der Radardetektor, der die Grünphase für Radfahrer verlängert, die sich der Ampel nähern. Auch Fußgänger profitieren von der neuen Technik: Eine speziell entwickelte Kameratechnik erkennt, ob Personen die Straße überqueren möchten, und aktiviert automatisch die Grünphase, die zudem für langsamere Fußgänger verlängert werden kann.

Die kontaktlose Anforderung von Grünphasen durch Radartaster zeigt, wie barrierefrei und benutzerfreundlich die neuen Ampeln konzipiert sind. Diese Technologie erkennt Handbewegungen in einer Entfernung von 10 bis 50 Zentimetern zum Taster. Die Umsetzung dieser Testmaßnahmen erfolgt durch die Zentralstelle Verkehrsmanagement an der Landesbaudirektion Bayern in Kooperation mit dem staatlichen Bauamt Landshut, unterstützt durch eine Investition des Freistaats Bayern in Höhe von etwa 100.000 Euro.

Sollten sich diese innovativen Ampelfunktionen in der Praxis bewähren, ist eine Ausweitung auf weitere Ampeln in Bayern geplant. Auch in anderen Bundesländern werden ähnliche Ansätze verfolgt, wenngleich ein bundesweit einheitliches Vorgehen bisher nicht abzusehen ist.