Die Schufa plant im Rahmen ihrer 2022 gestarteten Transparenzinitiative, das bestehende Scoring-Modell massiv zu entschlacken und damit zu einer besseren Erklärbarkeit des Systems beizutragen. Aktuell verwendet die Auskunftei noch über 50 verschiedene Gradmesser zur Bewertung der Kreditwürdigkeit, im Sinne einer verbesserten Nachvollziehbarkeit sollen diese künftig durch einen einzigen Score mit zehn bis 15 Einflussfaktoren ersetzt werden.

Nach viel Kritik an der Undurchschaubarkeit der Bewertungen, möchte die Schufa öffentlich anders wahrgenommen werden, und strebt im Zuge des Projekts Next Generation Scoring (NGS) von daher an, das Scoring-System für alle verständlich zu gestalten.

Schon zuvor hatte die Schufa einen Online-Score-Simulator bereitgestellt, anhand dessen man bereits im Vorfeld die Auswirkungen von finanziellen Entscheidungen auf die Kreditwürdigkeit überprüfen kann. Dieser sei mit Blick auf das umfangreiche Scoring-System und die Tatsache, dass es eben nicht „den einen Score gebe“, jedoch „nicht vollständig befriedigend“ gewesen, wie die Vorstandsvorsitzende Tanja Birkholz zu berichten weiß.

Birkholz erklärt außerdem, dass bisherige Modelle auf „sehr gute Trennschärfe“ und „besondere Prognosefähigkeit“ ausgelegt waren, um Risiken und Überschuldung vorzubeugen. Diese Modelle waren jedoch aufgrund ihrer Komplexität und der schwer nachvollziehbaren Einflussfaktoren oft kritisiert worden.

Neuer Ansatz im Scoring-Prozess

Nun aber soll sich im Rahmen des NGS-Projektes der Score unter dem Motto „Ein Score für alle“ online leicht durchspielen lassen. Laut Andre Muhle, Abteilungsleiter für Entscheidungsstrategien bei der Schufa, würden am Beispiel eines Kreditkartenantrags künftig nur noch zwei bis drei wesentliche Einflussfaktoren für eine klare und direkte Risikoeinschätzung Berücksichtigung finden – zuvor kamen alleine hier schon sechs verschiedene Faktoren zum Tragen.

Die Schufa betonte außerdem, im Gegensatz zu anderen Auskunfteien auch künftig auf den Einsatz von KI-Modellen verzichten zu wollen, gingen diese Birkholz zufolge doch mit einer erneuten „Einbuße bei der Erklärbarkeit“ einher. Stattdessen wolle man an einem bewährten statistischen Verfahren festhalten, welches durch wissenschaftliche Gutachten gestützt wird. Zudem wolle man Kunden unter Abgabe einer Verschwiegenheitserklärung Einblick in den vollständigen Algorithmus gewähren.

Das Projekt NGS soll bis Ende 2024 marktreif sein, wobei die Schufa mit einer mehrjährigen Übergangszeit rechnet, die nötig ist, bis Banken und andere Finanzdienstleister die Änderungen nachvollzogen und die erforderlichen Zertifizierungen durchlaufen haben. Bis es soweit ist, sei es vorstellbar, dass Finanzhäuser das alte und das neue Score-Modell parallel anwenden – „eins produktiv, das andere für Checks“.Der Online-Simulator soll nach und nach angepasst werden, zudem hat die Schufa ein kostenloses Angebot zum Schutz vor Identitätsdiebstahl angekündigt.