Wenn man sich dieser Tage im öffentlichen Raum so umsieht, ist es nur sehr schwer vorstellbar, dass es mal eine Zeit gab, in der wir auch ohne ein Smartphone ausgekommen sind. Insbesondere junge Menschen können ihren Blick kaum noch vom Bildschirm lösen und benutzen ihre Handys mitunter sogar während sie mit dem Rad fahren oder auf E-Rollern unterwegs sind.

Eine erschreckende Entwicklung, vor deren Hintergrund der Bürgermeister von New York die vor allem über Smartphones konsumierten Sozialen Medien kürzlich auch als eine Gefahr für die Jugend gebrandmarkt hat. Die Verantwortlichen einer französischen Gemeinde sehen es ähnlich, haben sich aber nicht nur auf harte Worte beschränkt, sondern direkt Taten folgen lassen.

In dem kleinen Örtchen Seine-Port waren die rund 1.900 Einwohner dazu aufgerufen, über ein Smartphone-Verbot in der Öffentlichkeit abzustimmen. Laut der französischen Zeitung „Le Parisien“ nahmen 272 Wahlberechtigte teil, was eine Wahlbeteiligung von rund 20 Prozent entspricht, und sorgten am Ende für ein knappes Ergebnis.

Mit 146 „Ja“- zu 126 „Nein“-Stimmen wurde der Vorschlag mit 54 Prozent angenommen, so dass die Benutzung von Handys in dem Ort künftig beim Gehen auf der Straße, in öffentlichen und gemeinschaftlichen Räumen und auch in Unternehmen sowie in der Schule untersagt ist. Ferner möchte man Kinder und Jugendliche in ihrem Haushalt schützen, weshalb die Charta Eltern dazu auffordert, auch daheim alle Bildschirme (Fernseher, Smartphones, Tablets und Spielkonsolen) am Morgen, beim Essen, abends vor dem Schlafengehen und im Schlafzimmer zu verbannen.

Verstöße gegen die neue Bestimmung sollen jedoch nicht bestraft werden.

Der Bürgermeister von Seine-Port, Vincent Paul-Petit, zeigte sich nach der Wahl überrascht davon, wie knapp das Ergebnis ausgefallen ist, und erklärte in diesem Zusammenhang: „Ich hatte einen größeren Unterschied erwartet. […] Die Leute haben das Gefühl, dass wir uns in ihr Leben einmischen. Das will ich nicht! Aber es gibt ein Problem mit der öffentlichen Gesundheit. Man muss ihnen helfen.“

Die neue Regelung beinhaltet aber nicht nur das Verbot, sondern auch, dass quasi zum Ausgleich ein Filmclub ins Leben gerufen und ein neuer Sportplatz für die Gemeinschaft gebaut werden soll. Zudem möchte man Schülerinnen und Schülern, welche bis zu Oberstufe von ihren Eltern kein Smartphone bekommen, ein einfaches Handy aus der Gemeindekasse finanzieren.

Die Wahl ruft in dem 36 Kilometer südöstlich von Paris gelegenen Ort gemischte Reaktionen hervor. Gegenüber „Le Parisien“ monieren etwa zwei 18-Jährige: „Keine Handys im öffentlichen Raum? Aber in Seine-Port gibt es doch gar nichts für Jugendliche!“ Und auch die kritischen Ansichten eines Juristen werden zitiert: „Es ist nicht Sache des Bürgermeisters, einzugreifen, sein Erlass hat keine Gültigkeit.“

Andere Seine-Portais begrüßen den Schritt hingegen ausdrücklich.

Eine Bürgerin ist überzeugt: „Die Kinder werden durch ihre Smartphones lobotomisiert, die sie von der Realität und der Verbindung zu ihrer Familie abschneiden.“ Eine Leiterin eines Kindergartens ergänzt:

„Ich sehe die verheerenden Folgen der Bildschirme bei Dreijährigen. Manche wissen nicht, wie man die Finger benutzt, wie man Bauklötze stapelt, wie man die Hose runterlässt, um zu pinkeln. Sie können nicht Pipi sagen, aber Fernsehen!“

Schuld daran habe ihr zufolge die schlechte Kommunikation der Eltern mit ihren Kindern, wenn letztere vor dem Bildschirm geparkt werden, damit sie ruhig sind. Dies sorge jedoch nur dafür, dass sich das Gehirn kleiner Kinder nicht richtig entwickeln und in Zuge dessen auch kein Verständnis für die Umgebung aufgebaut werden kann.