Machen wir uns nichts vor: Der Umsatz eines Unternehmen ist wie ein Luftballon, der unten mit Helium gefüllt wird und dann nach oben schwebt. Immer wieder hört man von Managern, die sich dicke Provisionen einstreichen, während in der Produktion Schmalhans Küchenmeister ist. Glücklicherweise gibt es einige Ausnahmen von dieser Regel, eine deutsche Firma sprengt sie förmlich.

So konnten sich die Mitarbeiter der italienischen Edelkarossenherstellers Ferrari beispielsweise über einen Jahresbonus von 13.500 Euro freuen, im Hause Porsche gab es immer noch stattliche 10.000 Euro, bei Opel waren es immerhin noch 2.000 Euro.

Fraglos zeigen diese Zahlen den guten Willen der jeweiligen Führungsetage, im Vergleich zu der Prämie, die der Spieleentwickler Cipsoft aus dem bayerischen Regensburg spendiert, sind das alles aber nur Peanuts. Denn dort bekommen fast alle Mitarbeiter, die an dem Spiel Tibia mitgewirkt haben, ganze zehn Monatsgehälter als Bonus.

Cipsoft zufolge bedeutet das eine durchschnittliche Zuzahlung von jeweils über 43.500 Euro, die es zum Fixgehalt oben drauf gibt.

Gegenüber der „Bild“ erklärt Stephan Vogler in seiner Rolle als Chef der Spieleschmiede: „Cipsoft gibt ein Viertel des Jahresgewinns in Form einer Tantieme an seine Mitarbeiter weiter. Alle, die länger als 2,5 Jahre bei Cipsoft angestellt sind, bekommen die Tantieme in voller Höhe.“

Erfolgreiches Live-Service-Modell

Und das lohnt sich, denn dank des Erfolges von Tibia konnte man den Jahresgewinn im Vergleich zum Vorjahr um 22 Prozent auf aktuell 14,5 Millionen Euro steigern. Vogler betont: Wir haben das Glück, mit ‚Tibia‘ ein Live-Service-Game zu betreiben, hinter dem eine sehr loyale Community steht, in das wir in den vergangenen Jahren aber auch an den richtigen Stellen investiert haben.“

Tatsächlich ist Tibia schon seit 1997 auf dem Markt und hat sich seither mit 500.000 aktiven Spielern zu einem der erfolgreichsten MMORPGs Europas gemausert. 2003 folgte mit TibiaME eine mobile Version für Handys, die heute als Urgestein des mobilen Gamings gilt und stolze 10 Millionen Spieler zählt.

Das zugrundeliegende Hauptspiel ist für unbegrenzte Zeit kostenlos zugänglich, wer sich für die gebührenpflichtige Premiumversion registriert, profitiert jedoch von einer Vielzahl weiterer Möglichkeiten – so etwa das Besuchen neuer Spielwelten, die Free-Account-Spielern vorbehalten bleiben, das Erlernen zusätzlicher Zaubersprüche oder auch das Mieten und Einrichten von Wohnungen und Häusern für seinen Spielcharakter.

Tibia ist ein Dauerbrenner, was in einer von Krisen gebeutelten Spieleindustrie dieser Tage alles andere als selbstverständlich ist. Das weiß auch Firmenchef Vogler: „Die schlechten Nachrichten, die zuletzt von vielen befreundeten Entwicklerstudios kamen, machen es schwierig, unsere hervorragenden Zahlen so zu feiern wie in den vergangenen Jahren.“