Es gibt Fußball-Weisheiten, die gelten für die Ewigkeit: Das Runde muss ins Eckige, ein Spiel dauert 90 Minuten und im Herbst erscheint das neue EA Sports FC. Nun ist es endlich soweit und während der letztjährige Ableger eine Evolution darstellen wollte und die Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte, soll EA Sports FC 25 nun eine Revolution des Fußballsimulation-Genres einläuten. Ob dies gelungen ist, erfahrt ihr in unserem Testbericht.

Rush löst Volta ab

Der zwar gut gemeinte, am Ende aber nicht wirklich populäre Volta-Modus wurde gestrichen und in EA Sports FC 25 durch den Rush-Modus ersetzt. Das Spielprinzip ist einfach: Egal, ob mit Freunden oder fremden Spielern, es treten jeweils 4-gegen-4 Feldspieler plus KI-Torwart auf einem Kleinfeld gegeneinander an. Anders als bei Volta liegen dabei nicht Tricks und Dribblings im Fokus, sondern die Spielmechaniken von klassischen 11-gegen-11-Partien in kleiner Form. Erinnerungen an den Hallenmodus aus FIFA 98 werden wach und das Ganze funktioniert ... fantastisch!

Nur wer am besten miteinander kombiniert sowie verteidigt, kann auch den Sieg davon tragen. Die Inszenierung ist spektakulär, aber ohne urbane Einflüsse. Das Gameplay gestaltet sich als tempogeladenes ‚Kick and Rush’ und macht wahnsinnig viel Spaß. Den Modus gibt es im Übrigen sowohl im Clubs-Modus als auch bei Ultimate Team von EA Sports FC 25.

Besonders klug ist eine Kleinigkeit, mit einem gravierenden Effekt: Emojis. In diesem Jahr können Spieler via Steuerkreuz „Schade“, „Sehr gut“, „Danke“ und „Tut mir Leid“ signalisieren. Besonders im Rush-Modus zeigt sich der positive Effekt davon enorm. In Spielen mit fremden Mitspielern – etwa im Spontan-Spiele-Modus in Clubs – war bisher stets das Problem, dass man nicht miteinander kommunizieren konnte und die meisten Spieler dadurch eher nur auf sich fokussiert waren. Ein Mannschaftsgefühl kam einfach nie wirklich auf. In diesem Jahr ist das aber anders: Selbst im sehr schnellen Spielgeschehen von Rush, entsteht direkt ein Team-Spirit, da man auf Aktionen der Mitspieler reagieren kann. Zumal die Emojis in keiner Form negativ sind. Klasse Idee!

FC IQ für mehr Spielkontrolle

Auch der Karriere-Modus in EA Sports FC 25 wurde erweitert, wo wir nun legendäre Icons wie etwa David Beckham übernehmen können. Auch ist es endlich möglich, ein Frauenteam zu trainieren. Bei Ultimate Team hingegen hat sich überraschend wenig getan. Ein überarbeitetes Punktesystem, der Einzug von Rush und kleinere Neuerungen hier und da - das waren es eigentlich schon.

Die zweite große Neuerung betrifft alle Modi: FC IQ. In EA Sports FC 25 haben wir endlich die Möglichkeit, deutlich besser auf einzelne KI-Spielerverhalten einzugehen. Schon in den Vorgängern gab es die Option, Spielern grundlegende Rollen zuzuweisen. Diese waren aber in den Partien selbst oftmals kaum zu spüren und sorgten am Ende dafür, dass sich gerade im eSports-Bereich, alle Partien, Formationen und Taktiken ähnelten.

Das ist in diesem Jahr in EA Sports FC 25 anders. Es lohnt sich Zeit, in die eigene Taktik zu stecken. Das Spielerlebnis ändert sich spürbar, je nachdem ob man etwa seinen Flügelspielern anweist, dass sie an der Außenlinie kleben oder bei Angriffen mit in den Strafraum ziehen sollen. Selbiges natürlich auch beim Defensiv-Verhalten. Spieler belegen also nicht mehr nur einfach eine Rolle.

Stattdessen kann man die Ausrichtung des Verhaltens und so gesehen die Denkweise der KI-gesteuerten Mitspieler nun festlegen. Insbesondere Star-Spieler bewegen und handeln wie entsprechend ihrer realen Vorbilder. Sehr praktisch ist übrigens die Möglichkeit, via Code seine gesamten Einstellungen binnen Sekunden mit Freunden zu teilen. Das spart nicht nur Zeit, sondern kann gerade schwächeren Spielern eine große Hilfe sein.

Höhen und Tiefen beim Gameplay

Spielerisch ähnelt EA Sports FC 25 auf dem ersten Blick seinem Vorgänger, schaut man aber genauer hin, erkennt man jedoch gravierende Unterschiede, die mal zum Positiven, mal zum Negativen ausschlagen. Die KI – einmal final im Team-Management eingestellt – agiert deutlich besser als noch im letzten Jahr. Aussetzer gibt es zwar immer noch, das betrifft aber primär unterklassige Spieler.

Allgemein ist das Spielgefühl stimmig und etwas langsamer, realistischer geworden. Auch Spieler mit einer geringen Geschwindigkeit können einen Mehrwert bringen, wenn sie etwa besonders zweikampfstark sind oder punktgenaue Pässe spielen können. Pässe aus der Drehung haben nun eine größere Streuung und auch endlos lange One-Touch-Kombinationen kommen nicht mehr problemlos an. Aber genau hier hat EA Sports es etwas übertrieben: Während hohe Steilpässe, mit etwas Übung, jeden Gegner das Fürchten lehren und gerade Konter mit einem enormen Tempo gespielt werden können, hat Ballbesitzfußball das Nachsehen.

Das liegt an zwei Punkten in EA Sports FC 25: Zum einen sind die flachen Pässe langsamer und nicht mehr so genau, zum anderen ist die Kollisionsabfrage ein entscheidender Punkt geworden. Egal, wie oft man den Ball in den eigenen Reihen bewegt, sobald der Gegner seine Abwehr formiert und eingestellt hat, ist kaum ein Durchkommen zu finden. Es reicht bereits, wenn man als Gegenspieler im Weg steht und der Ball wird mit hoher Wahrscheinlichkeit abgefangen. Das gilt auch für Dribblings. Im Kampf um das runde Leder reicht es als Gegenspieler, wenn man gegen den ballführenden Spieler läuft und man hat es erobert.

In diesem Jahr führt vor allem ein Weg zum Erfolg: Offensive Konter und aggressives Pressing ohne Ball. Dies kann sich mit Updates natürlich noch ändern, aber aktuell ist es ein schmerzlich spürbarer Makel. „Lang und weit, bringt Sicherheit“ ist zwar ein bekannter Spruch im Fußball, aber in diesem Jahr ist er wortwörtlich das Mittel zum Erfolg und das schmälert das Spielerlebnis. Eine weitere Auffälligkeit in EA Sports FC 25 sind die Abpraller. Bei neun von zehn Torhüter-Paraden landet der Spielball genau auf dem Fuß des Gegen- oder Mitspielers. Dies fühlt sich gezwungen an und sorgt für so einigen Frust, gerade in Online-Partien. Egal, ob zwei oder drei eigene Spieler besser positioniert waren, die Nachschüsse sind kaum zu verhindern und das Runde fast immer im Eckigen.

Neues für die Ohren, (teilweise) altes für die Augen

In diesem Jahr gibt es in EA Sports FC 25 ein neues, deutschsprachiges Kommentatoren-Duo. Jan Platte und Florian Schmidt-Sommerfeld machen dabei ihren Job sehr gut und sind würdige Nachfolger von Wolfgang Fuß und Frank Buschmann. Auch der Soundtrack kann sich hören lassen. Grafisch hingegen hat sich auf den ersten Blick nicht viel getan. Das ist bei der Thematik „Fußball“ allerdings auch schwer umzusetzen. Das Game läuft flüssig über den Bildschirm, die Animationen sind realistisch und gerade Star-Spieler bewegen sich authentisch. In Nahaufnahmen erkennt man lebensecht wirkende, oder – dank der neuen Editor-Funktionen – verstörende Gesichter.

Neu sind die zwei Grafikmodi, zwischen denen man wählen kann. Beide laufen flüssig, haben aber andere Ansätze. Im einen wird die Auflösung präferiert, im anderen hingegen erhalten Spieler Raytracing-Unterstützung. Welchen Modus man bevorzugt, muss jeder für sich entscheiden - die Unterschiede dürften für die meisten Gamer aber marginal sein.

Etwas verstörend ist jedoch die Tatsache, dass die Kameras in beiden Modi anders reagieren. Spielt man etwa die Koop-Kamera mit eingestellten Zoom und Winkel so, dass man im standardmäßig eingestellten Grafikmodus fast das halbe Spielfeld sieht, ändert sich dies sobald man in den Auflösungsmodus wechselt. Hier ist die Kamera, trotz gleicher Einstellungen, deutlich näher am Spielgeschehen. Warum sich der Grafikmodus auch auf die Kamera auswirkt, bleibt ein großes Geheimnis. Es sollte aber per Update vereinheitlicht werden, da gerade EA Sports FC 25 ein Spiel ist, bei dem es um Wettbewerb geht und da können schon Nuancen einen Unterschied machen.

FAZIT:

EA Sports FC 25 macht es einem nicht leicht. Der neue Rush-Modus ist ein absoluter Zugewinn und sogar so gut, dass man sich fragt, warum es diesen Spielform nicht schon immer gab. Hier kann man nur beide Daumen nach oben zeigen. Auch spürt man, dass die Entwickler versucht haben, an kleinen, aber effektiven Stellschrauben zu drehen.

Seien es Emoji-Funktion, Auswahlmöglichkeiten im Karriere-Modus oder natürlich FC IQ, dank dem sich in taktische Einstellungen investierte Zeit wirklich auf dem virtuellen Rasen widerspiegelt. All dies sind sehr gute, lobenswerte Neuerungen, die den richtigen Weg zeigen.

Auf der Contra-Seite stehen aber leider auch frustrierende Entscheidungen. Wieso hohe Steilpässe und Konterspiel dermaßen dem Ballbesitz überlegen sind, wird wohl selbst ein Pep Guardiola nicht verstehen. Auch ist das Leben für Offensivspieler zu schwer geworden, wenn es bereits reicht, dass man angelaufen wird. Hier sollte EA Sports dringend mit den nächsten Updates nachjustieren.

Wenn dies gelingt, wäre EA Sports FC 25 sogar der erste Teil, in dem es im eSports-Bereich wirklich keine Meta-Spielweise und -Formation gibt, die allen anderen überlegen ist. Dann könnte vielleicht sogar aus einer Evolution, wirklich eine Revolution werden. Der Weg jedenfalls zeigt in die richtige Richtung.