Im schier endlosen Meer der Horrorfilme muss man mittlerweile schon lange fischen, bis man mal wieder einen überraschenden Fang macht. Einer der sich vom Einheitsbreit mit einer pfiffigen Idee absetzt. So ein Streifen ist „Nightmare“, der neueste Streich aus Norwegen, der durchaus mit einer erfrischenden Mischung aus nordischer Folklore und psychologischem Horror frischen Wind ins Genre bringt.

In „Nightmare“ stehen Mona und Robby im Mittelpunkt. Ein junges Paar, das kürzlich in eine charmante Altbauwohnung gezogen ist. Ihr Glück scheint perfekt, wäre da nicht der ständige Lärm durch die streitenden Nachbarn und ein ununterbrochen schreiendes Baby nebenan. Doch als Mona überraschend schwanger wird, beginnt ein Alptraum, der sich jede Nacht weiter zuspitzt.

Was Illusion ist und was Realität

Mit wachsendem Entsetzen muss sie erleben, wie sich ihre nächtlichen Visionen zu einer erschreckend realen Bedrohung entwickeln. Regisseurin Kjersti Helen Rasmussen, die mit „Nightmare“ ihr Langfilmdebüt als Regisseurin feiert, hat mit „Nightmare“ ein blendendes Gespür für eine düstere Atmosphäre und Spannung gezeigt. Ihre Darstellung der düsteren Welt, in der Mona gefangen ist, ist geprägt von einer verstörenden Verschmelzung von Traum und Wirklichkeit.

Eine, die bis zum Schluss recht gut im Unklaren lässt, was Illusion ist und was Realität. Gefallen haben auch die Leistungen von Eili Harboe als Mona und Herman Tømmeraas als Robby. Gerade Harboe, die bereits in „Thelma“ ihre Fähigkeit unter Beweis stellte, in komplexe psychologische Rollen einzutauchen, brilliert erneut. „Nightmare“ schöpft auch aus der nordischen Mythologie, insbesondere aus der Figur des Nachtmahrs, einem dämonischen Wesen, das nachts seine Opfer heimsucht.

Fesselnder Slow Burn Horror

Diese folkloristische Komponente verleiht „Nightmare“ eine zusätzliche Schicht an Tiefe und Angst, die ihn von typischen Genrebeiträgen abhebt. Obwohl „Nightmare“ rechtmäßig viel Lob verdient, gibt es auch Kritikpunkte, vor allem was das Erzähltempo angeht. Stellenweise fühlt sich der Film etwas zu lang in die Länge gezogen an, was ihn hin und wieder aus dem Rhythmus bringt. Dies kann dazu führen, dass die Spannungskurve gelegentlich abflacht.

Dennoch bleibt „Nightmare“ ein starker Beitrag zum Horror-Genre, der nicht nur mit schockierenden Bildern, sondern auch mit tiefgründigen Fragen nach der Natur unserer Ängste konfrontiert. Die beklemmende Atmosphäre und die geschickte Vermischung von Realität und Albtraum machen ihn zu einem fesselnden Slow Burn Horror.

Letzten Ende beweist „Nightmare“ auch, das Horror viel mehr sein kann als nur Schock und Schrecken – nämlich eine faszinierende Erkundung der dunkelsten Ecken der menschlichen Psyche.

„Nightmare“ limitiertes Mediabook (DVD & Blu-ray) – Neue Pierrot Le Fou – VÖ: ‎27. Jun. 24