Größter Tabak-Konzern der Welt will mit Zigaretten Schluss machen
Früher war er eine Werbeikone, heutzutage darf Zigarettenwerbung nicht einmal mehr im TV gezeigt werden: Der Marlboro-Mann steht wie kaum ein anderes Symbol für eine längst vergangene Ära, in der Rauchen noch als angesagt galt und allgegenwärtig war.
Doch die Zeiten haben sich geändert, der Glimmstängel wird zunehmend aus dem Alltag verbannt, der Raucher nach draußen geschickt. Die EU-Kommission drängt auf mehr rauchfreie Zonen und zielt darauf ab, bis 2040 eine „tabakfreie Generation“ zu erreichen. Der Rückgang des Zigarettenabsatzes in Deutschland bestätigt diesen Trend, mit einem Abfall um 8,3 Prozent im Jahr 2022 und weiteren 2,7 Prozent im Jahr 2023.
Das wissen natürlich auch die großen Tabakkonzerne wie Philip Morris International (PMI), British American Tobacco (BAT) und Japan Tobacco International (JTI), die aktuell ihre Geschäftsmodelle entsprechend anpassen.
Und wer hätte es gedacht: ausgerechnet PMI, also der Konzern, der uns den Marlboro-Mann einst auf die Bildschirme brachte, verfolgt vor diesem Hintergrund nun das Ziel, bis 2030 ein weitgehend rauchfreies Unternehmen zu werden – und ist mit dieser Strategie nicht allein. Der „Lucky Strike“-Konzern BAT strebt beispielsweise an, bis 2035 mindestens die Hälfte seines Umsatzes mit nicht brennbaren Produkten zu erzielen, während JTI ebenfalls den Fokus auf rauchfreie Alternativen legt.
„Deutschland, hör auf zu rauchen“
Doch damit nicht genug: In Deutschland fordert PMI seine frühere Kundschaft mit der Kampagne „Deutschland, hör auf zu rauchen“ sogar aktiv auf, das Rauchen einzustellen – immerhin hat man dort seit 2008 aber ja auch mehr als 11.3 Milliarden Dollar in rauchfreie Produkte investiert.
Man kann zwar davon ausgehen, dass PMI – solange noch klassisch geraucht wird – auch weiterhin Zigaretten verkauft, allerdings liegt die Zukunft bei Produkten wie E-Zigaretten und Tabakerhitzern, bei denen der Tabak nur noch heiß gemacht und nicht mehr verbrannt wird.
Trotz der Industriebemühungen um rauchfreie Produkte, gibt es politischen und gesellschaftlichen Gegenwind. Krebsforscher und Bundestagsabgeordnete äußern sich immer häufiger und lauter skeptisch über die angeblich gesundheitlichen Vorteile der Alternativprodukte.
Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) betont etwa, dass die Langzeiteffekte unklar sind und warnt vor neuen „Lifestyle-Produkte“, die auch Nichtraucher anziehen könnten. Abgeordnete wie Tino Sorge und Carlos Kasper sehen auch in den Alternativprodukten ein Sucht- und Gesundheitsrisiko.
Konzern will höhere Steuern
Philip Morris nutzt indes den ehemaligen SPD-Politiker Torsten Albig als Lobbyisten und Argumentationsführer, um die Vorteile von schadstoffreduzierten Alternativen hervorzuheben. Albig plädiert für höhere Steuern auf herkömmliche Zigaretten und niedrigere auf Alternativprodukte.
Er kritisiert zudem das geltende Werbeverbot für diese Produkte und verweist auf das Beispiel Schweden: „Dort ist die Krebsrate viel niedriger als im EU-Schnitt, weil kaum noch jemand raucht und stattdessen Alternativen wie Nikotinbeutel, dort steuerlich begünstigt, konsumiert werden.“
PMI ist mit seiner Marke Iqos ein Vorreiter in diesem Bereich und konnte im zweiten Quartal 2024 weltweit 35,5 Milliarden Sticks für Tabakerhitzer verkaufen. Albig fordert von daher dazu auf: „Lasst uns zeigen, dass der Cowboy jetzt nicht mehr Marlboro raucht, sondern Iqos nutzt – die Menschen folgen so einer Botschaft.“
Doch Geschichte hat die Tendenz, sich zu wiederholen und die Debatte um die Schädlichkeit der Alternativprodukte ist noch lange nicht beendet. Wer ganz sicher sein will, geht am besten den wohl unbestritten einzig richtigen Weg: Ganz aufhören!