Nach einem Beschluss des Bundeskabinetts vom 24. April werden die Renten in Deutschland 2024 um 4,57 Prozent steigen. Die Erhöhung für rund 21 Millionen Rentner folgt einer Verordnung des Bundesarbeitsministers Hubertus Heil von der SPD und übertrifft dank des stabilen Arbeitsmarktes und guter Lohnabschlüsse die ursprünglichen Erwartungen, die von einer Anpassung um etwa 3,5 Prozent ausgingen. Laut dem Minister beruht die deutliche Erhöhung auf Lohnsteigerungen von 4,72 Prozent im Vorjahr. Somit würde eine monatliche Rente von 1.000 Euro um 45,70 Euro steigen.

Der demografische Wandel setzt das deutsche Rentensystem allerdings zunehmend unter Druck. Der aktuelle Rentenversicherungsbericht prognostiziert bis 2037 eine durchschnittliche jährliche Steigerungsrate von 2,6 Prozent, was einer Gesamtsteigerung von etwa 43 Prozent entspricht. Ohne politische Eingriffe könnte das Rentenniveau von gegenwärtig 48,2 Prozent auf 45,0 Prozent fallen.

Um dem entgegenzuwirken, haben Arbeitsminister Heil und Finanzminister Christian Lindner (FDP) das Rentenpaket II eingeführt, das unter anderem das sogenannte Generationenkapital beinhaltet, welches durch Bundesmittel am Kapitalmarkt angelegt wird und zur Stabilisierung der Renten beitragen soll.

Kaufkraft hat sich noch nicht wieder erholt

Obwohl die Rentenerhöhung 2024 über der Inflationsrate und laut Heil „deutlich unter der Preissteigerungsrate“ liegt, wird es laut Marcel Fratzscher, dem Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, jedoch noch ein bis zwei Jahre dauern, bis die Rentner die Kaufkraft von vor drei Jahren erreichen. Er betonte, dass die Rentenanpassung einer „gemeinsam festgelegten Formel“ folge und erinnerte daran, dass der Staat einer der „großen Gewinner der hohen Inflation der vergangenen Jahre“ war.

Von Kritikern, insbesondere der Chefin des Sozialverbands Deutschland, Michaela Engelmeier, wird zudem bemängelt, dass die Rentner im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen wie Beschäftigten, Beamten und Pensionären noch keinen steuerfreien Inflationsausgleich erhalten haben. Engelmeier fordert daher eine solche Inflationsprämie auch für Rentner. Der Sozialverband hat zu diesem Zweck Unterschriftenaktionen und eine Petition initiiert, die auch beim Deutschen Bundestag eingereicht wurde.